Welche Wolke passt zu mir?
Welche Spielart des Cloud Computing ist die richtige? Bei der Entscheidung für eine Variante sollten die Geschäftsprozesse und das jeweilige Business-Ziel der Ausgangspunkt sein.
Viele Wege führen nach Rom. In die Cloud aber führt nur einer, nämlich der richtige Weg. Vor der Reise in die Wolke ist das Ziel jedoch genau zu definieren: Private oder Public Cloud oder eine hybride Mischform dieser beiden Grundvarianten. "Welcher Wolkentyp der jeweils richtige ist, hängt entscheidend von den konkreten Anwendungen ab", sagt Gerhard Fercho, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC in Deutschland sowie President und CEO der Central Region bei CSC.
Das Dienstleistungs- und Consulting-Unternehmen stellt deshalb eine Prozessanalyse an den Anfang jeder Cloud-Beratung. Gemeinsam mit dem Anwender sollen dabei all jene Anwendungen identifiziert werden, deren Überführung in die Cloud signifikante Kosten- und Flexibilitätsvorteile verspricht.
IT AUS DER STECKDOSE
Ob dafür dann eine Private, Public oder hybride Cloud die Lösung ist - diese Entscheidung machen viele Unternehmen an der Security-Problematik fest. In den meisten Fällen wird dabei eine überaus einfache Formel zur Hilfe genommen: Für alles, was hohe Sicherheits- und Compliance-Ansprüche stellt, kommt nur die Private Cloud in Frage.
Denn im privaten Modell, so der zugrunde liegende Gedankengang, bleibt die Cloud-Umgebung exklusiv dem eigenen Unternehmen vorbehalten. Anders als in öffentlichen Wolken braucht man sich die Infrastruktur mit niemandem zu teilen. Daher stellt der Umzug in Private Clouds prinzipiell auch keine neuen Anforderungen in Sachen Compliance und Security.
Aber wie sieht es dann mit den betriebswirtschaftlichen Cloud-Vorteilen aus? Eines der verlockendsten Wolkenversprechen lautet doch: IT wie Strom aus der Steckdose. Das impliziert einen puren Service, der bei Bedarf unmittelbar abrufbar ist und im umgekehrten Fall ebenso schnell wieder abbestellt werden kann. Daraus ergibt sich das nutzungsorientierte Abrechnungsmodell, bei dem Kunden nicht mehr mit Investitionen in Vorleistung gehen müssen. Verringerte Kapitalbindung, verbesserter Cashflow - sind das nicht alles Skaleneffekte, eben weil sich viele Kunden eine gemeinsame Infrastruktur teilen?
GÜNSTIGE PRIVATE CLOUD
Nicht unbedingt, meint Gerhard Fercho und spielt damit auf das Modell der BizCloud an: "Hierbei handelt es sich um eine Private Cloud, die wahlweise bei uns oder im kundeneigenen Rechenzentrum läuft. Basis dafür ist die Vblock-Technologie von Cisco, EMC und VMware." Verrechnet wird die BizCloud-Nutzung je nach Anzahl der virtuellen Server, die auf dem Vblock laufen. Ein Grundumsatz von 33 Prozent wird fest in Rechnung gestellt. Für die 1000-Server-Variante von BizCloud sind beispielsweise 333 virtuelle Server als monatlicher Grundpreis zu zahlen; die darüber hinausgehende Nutzung wird dann stundenweise abgerechnet.
Interessant sind solche Tarife unter anderem für Unternehmen mit Saisongeschäft, bei denen der IT-Bedarf naturgemäß starken Schwankungen unterliegt. In solchen Modellen muss der Anwender ebenso wenig wie in einer Public Cloud für ungenutzte Kapazitäten aufkommen. Ohne Cloud hätte er sie jedoch kostspielig vorhalten müssen, um Lastspitzen abzufangen.
PRIVATE CLOUD IM AUFWIND
Aber auch für Branchen, die in der Vergangenheit als besonders Cloud-abstinent galten, räumen private Wolken mit einer Public-typischen Kostenstruktur manche Einstiegsbarriere aus dem Weg. Dies gilt beispielsweise für Banken, die angesichts wachsender Kapazitätsanforderungen massiv von Cloud Computing profitieren können - in Deutschland sogar mehr als alle anderen Wirtschaftszweige.
Dies prognostiziert zumindest eine aktuelle Studie des Londoner Centre for Economics and Business Research. Demnach summieren sich die makroökonomischen Cloud-Effekte in der deutschen Finanzwirtschaft von 2010 bis 2015 auf 58,5 Milliarden Euro. Fast 31 Prozent davon entfallen auf Einsparungen bei den IT-Kosten.
HYBRIDES FENSTER ZUR PUBLIC CLOUD
Nicht nur für Banken ist die Skalierbarkeit ein große Zukunftsthema. Schon heute stoßen viele Rechenzentren aller Branchen an Grenzen: Stellfläche, Stromzufuhr und Klimatisierung lassen sich nicht beliebig erweitern. Der Kapazitätsbedarf indes nimmt darauf keine Rücksicht und steigt unvermindert an. Man denke etwa an einen Telekommunikations-Provider, dessen IT nach der Einführung eines neuen Smartphones unter Umständen hunderttausend neue Verträge in kürzester Zeit verarbeiten muss.
Wie eine private Wolke Skalierbarkeit ohne Kostenexplosion ermöglicht, zeigt das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa: Im JPL-Rechenzentrum, wo die Informationsfäden der Marsmission zusammenlaufen, war die Server-Stellfläche schlichtweg ausgereizt. Der Kostenvoranschlag für ein neues Rechenzentrum belief sich auf 40 Millionen Dollar. Zu teuer, befand die Nasa und nutzt nun eine Private-Cloud-Lösung.
Ist das Votum für die Private Cloud für das ganze IT-Leben bindend? Nein, meint CSC-Manager Gerhard Fercho: "Ein Cloud-Portfolio sollte auf einem technologisch einheitlichen Framework aufbauen. Wird dann etwa die hauseigene Vblock-Wolke zu klein, lässt sie sich durch zusätzliche virtuelle Server aus einer Trusted Cloud erweitern."
ALLE CLOUDS IM ANGEBOT
Deshalb favorisiert CSC beispielsweise von vornherein kein bestimmtes Wolkenmodell, sondern deckt alle verfügbaren Varianten ab - von Private on-Premise und Private off-Premise über Hybrid bis Public Cloud. Im privaten und hybriden Fall, haben die Anwender zudem die Option, ihre Wolke in Eigenregie zu betreiben oder sie von ihrem Partner managen zu lassen. Allen Servicevarianten gemeinsam ist das nutzungsorientierte Verrechnungsmodell.
"Clouds sind eine evolutionäre Weiterentwicklung etablierter Outsourcing- und SaaS-Strategien", erklärt Fercho. "Private wie öffentliche Service-Bereitstellungsmodelle haben gleichermaßen ihre Berechtigung. Was einzig zählt, sind die Geschäftsabläufe und das jeweilige Business-Ziel", so der Manager weiter. Und dies lässt sich längst auch in einer Public Cloud umsetzen - wie das Beispiel der Royal Mail Group zeigt: 30.000 Mitarbeiter des britischen Unternehmens haben via Cloud Zugang zur Microsoft Business Productivity Online Suite. Die Online-Dienste für Exchange, SharePoint, Office Communications und Live Meeting straffen die Kommunikationsprozesse der Royal Mail - ohne dass das Unternehmen dafür eine eigene teure und wartungsintensive Server-Landschaft unterhält.
SCHUTZ DER DATEN
Beim Royal-Mail-Projekt sind auch vertrauliche Unternehmensinformationen und schutzwürdige Kundendaten im Spiel - dem gängigen Vorurteil zum Trotz, dass öffentliche Clouds per se unsicherer seien als ihr privates Gegenstück. Beim Thema Web- und E-Mail-Security gilt sogar das Gegenteil: Hier kann das Public-Cloud-Modell eindeutig das Sicherheitsniveau erhöhen.
Denn wer sich ganz privat und on-Premise vor den Gefahren aus dem Cyberspace schützen will, braucht viel Fachwissen und muss es auf dem aktuellen Stand halten. Clouds hingegen können Spam und Viren abfangen, bevor sie ins Firmennetz eindringen. Abgesehen von verbesserter Sicherheit - Security wird mit solchen Protected-Service-Angeboten auch deutlich kostengünstiger.
* Der Artikel stammt von der deutschen Computerwoche.
Viele Wege führen nach Rom. In die Cloud aber führt nur einer, nämlich der richtige Weg. Vor der Reise in die Wolke ist das Ziel jedoch genau zu definieren: Private oder Public Cloud oder eine hybride Mischform dieser beiden Grundvarianten. "Welcher Wolkentyp der jeweils richtige ist, hängt entscheidend von den konkreten Anwendungen ab", sagt Gerhard Fercho, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC in Deutschland sowie President und CEO der Central Region bei CSC.
Das Dienstleistungs- und Consulting-Unternehmen stellt deshalb eine Prozessanalyse an den Anfang jeder Cloud-Beratung. Gemeinsam mit dem Anwender sollen dabei all jene Anwendungen identifiziert werden, deren Überführung in die Cloud signifikante Kosten- und Flexibilitätsvorteile verspricht.
IT AUS DER STECKDOSE
Ob dafür dann eine Private, Public oder hybride Cloud die Lösung ist - diese Entscheidung machen viele Unternehmen an der Security-Problematik fest. In den meisten Fällen wird dabei eine überaus einfache Formel zur Hilfe genommen: Für alles, was hohe Sicherheits- und Compliance-Ansprüche stellt, kommt nur die Private Cloud in Frage.
Denn im privaten Modell, so der zugrunde liegende Gedankengang, bleibt die Cloud-Umgebung exklusiv dem eigenen Unternehmen vorbehalten. Anders als in öffentlichen Wolken braucht man sich die Infrastruktur mit niemandem zu teilen. Daher stellt der Umzug in Private Clouds prinzipiell auch keine neuen Anforderungen in Sachen Compliance und Security.
Aber wie sieht es dann mit den betriebswirtschaftlichen Cloud-Vorteilen aus? Eines der verlockendsten Wolkenversprechen lautet doch: IT wie Strom aus der Steckdose. Das impliziert einen puren Service, der bei Bedarf unmittelbar abrufbar ist und im umgekehrten Fall ebenso schnell wieder abbestellt werden kann. Daraus ergibt sich das nutzungsorientierte Abrechnungsmodell, bei dem Kunden nicht mehr mit Investitionen in Vorleistung gehen müssen. Verringerte Kapitalbindung, verbesserter Cashflow - sind das nicht alles Skaleneffekte, eben weil sich viele Kunden eine gemeinsame Infrastruktur teilen?
GÜNSTIGE PRIVATE CLOUD
Nicht unbedingt, meint Gerhard Fercho und spielt damit auf das Modell der BizCloud an: "Hierbei handelt es sich um eine Private Cloud, die wahlweise bei uns oder im kundeneigenen Rechenzentrum läuft. Basis dafür ist die Vblock-Technologie von Cisco, EMC und VMware." Verrechnet wird die BizCloud-Nutzung je nach Anzahl der virtuellen Server, die auf dem Vblock laufen. Ein Grundumsatz von 33 Prozent wird fest in Rechnung gestellt. Für die 1000-Server-Variante von BizCloud sind beispielsweise 333 virtuelle Server als monatlicher Grundpreis zu zahlen; die darüber hinausgehende Nutzung wird dann stundenweise abgerechnet.
Interessant sind solche Tarife unter anderem für Unternehmen mit Saisongeschäft, bei denen der IT-Bedarf naturgemäß starken Schwankungen unterliegt. In solchen Modellen muss der Anwender ebenso wenig wie in einer Public Cloud für ungenutzte Kapazitäten aufkommen. Ohne Cloud hätte er sie jedoch kostspielig vorhalten müssen, um Lastspitzen abzufangen.
PRIVATE CLOUD IM AUFWIND
Aber auch für Branchen, die in der Vergangenheit als besonders Cloud-abstinent galten, räumen private Wolken mit einer Public-typischen Kostenstruktur manche Einstiegsbarriere aus dem Weg. Dies gilt beispielsweise für Banken, die angesichts wachsender Kapazitätsanforderungen massiv von Cloud Computing profitieren können - in Deutschland sogar mehr als alle anderen Wirtschaftszweige.
Dies prognostiziert zumindest eine aktuelle Studie des Londoner Centre for Economics and Business Research. Demnach summieren sich die makroökonomischen Cloud-Effekte in der deutschen Finanzwirtschaft von 2010 bis 2015 auf 58,5 Milliarden Euro. Fast 31 Prozent davon entfallen auf Einsparungen bei den IT-Kosten.
HYBRIDES FENSTER ZUR PUBLIC CLOUD
Nicht nur für Banken ist die Skalierbarkeit ein große Zukunftsthema. Schon heute stoßen viele Rechenzentren aller Branchen an Grenzen: Stellfläche, Stromzufuhr und Klimatisierung lassen sich nicht beliebig erweitern. Der Kapazitätsbedarf indes nimmt darauf keine Rücksicht und steigt unvermindert an. Man denke etwa an einen Telekommunikations-Provider, dessen IT nach der Einführung eines neuen Smartphones unter Umständen hunderttausend neue Verträge in kürzester Zeit verarbeiten muss.
Wie eine private Wolke Skalierbarkeit ohne Kostenexplosion ermöglicht, zeigt das Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa: Im JPL-Rechenzentrum, wo die Informationsfäden der Marsmission zusammenlaufen, war die Server-Stellfläche schlichtweg ausgereizt. Der Kostenvoranschlag für ein neues Rechenzentrum belief sich auf 40 Millionen Dollar. Zu teuer, befand die Nasa und nutzt nun eine Private-Cloud-Lösung.
Ist das Votum für die Private Cloud für das ganze IT-Leben bindend? Nein, meint CSC-Manager Gerhard Fercho: "Ein Cloud-Portfolio sollte auf einem technologisch einheitlichen Framework aufbauen. Wird dann etwa die hauseigene Vblock-Wolke zu klein, lässt sie sich durch zusätzliche virtuelle Server aus einer Trusted Cloud erweitern."
ALLE CLOUDS IM ANGEBOT
Deshalb favorisiert CSC beispielsweise von vornherein kein bestimmtes Wolkenmodell, sondern deckt alle verfügbaren Varianten ab - von Private on-Premise und Private off-Premise über Hybrid bis Public Cloud. Im privaten und hybriden Fall, haben die Anwender zudem die Option, ihre Wolke in Eigenregie zu betreiben oder sie von ihrem Partner managen zu lassen. Allen Servicevarianten gemeinsam ist das nutzungsorientierte Verrechnungsmodell.
"Clouds sind eine evolutionäre Weiterentwicklung etablierter Outsourcing- und SaaS-Strategien", erklärt Fercho. "Private wie öffentliche Service-Bereitstellungsmodelle haben gleichermaßen ihre Berechtigung. Was einzig zählt, sind die Geschäftsabläufe und das jeweilige Business-Ziel", so der Manager weiter. Und dies lässt sich längst auch in einer Public Cloud umsetzen - wie das Beispiel der Royal Mail Group zeigt: 30.000 Mitarbeiter des britischen Unternehmens haben via Cloud Zugang zur Microsoft Business Productivity Online Suite. Die Online-Dienste für Exchange, SharePoint, Office Communications und Live Meeting straffen die Kommunikationsprozesse der Royal Mail - ohne dass das Unternehmen dafür eine eigene teure und wartungsintensive Server-Landschaft unterhält.
SCHUTZ DER DATEN
Beim Royal-Mail-Projekt sind auch vertrauliche Unternehmensinformationen und schutzwürdige Kundendaten im Spiel - dem gängigen Vorurteil zum Trotz, dass öffentliche Clouds per se unsicherer seien als ihr privates Gegenstück. Beim Thema Web- und E-Mail-Security gilt sogar das Gegenteil: Hier kann das Public-Cloud-Modell eindeutig das Sicherheitsniveau erhöhen.
Denn wer sich ganz privat und on-Premise vor den Gefahren aus dem Cyberspace schützen will, braucht viel Fachwissen und muss es auf dem aktuellen Stand halten. Clouds hingegen können Spam und Viren abfangen, bevor sie ins Firmennetz eindringen. Abgesehen von verbesserter Sicherheit - Security wird mit solchen Protected-Service-Angeboten auch deutlich kostengünstiger.
* Der Artikel stammt von der deutschen Computerwoche.
Reinhard Paul - 6. Jun, 09:28